The Canyon Behind Us


Salta, Cafayate & Cachi, Argentinien // 28. – 31. März 2011
Nachdem wir uns frühmorgens den Weg zum 7 Duendes erfragen müssen, treffen wir im Hostel auf alte Bekannte. Sowohl Daphne, mit der wir bereits in Buenos Aires ein Zimmer teilten, als auch Andrea & Morten aus Kopenhagen, die zeitgleich mit uns das „W“ bestritten, checken ein. In Veras Bett liegt jedoch noch eine bewusstlose Alkoholleiche, die von uns und dem Hostelbesitzer eine Gandenfrist bekommt. Wir machen uns auf in die Innenstadt und erkundigen uns über Touren und Mietwagenpreise für Ausflüge ins abwechslungsreiche Umland Saltas. Auf dem Rückweg kaufen wir einen Kuchen für Geburtstagskind Andrea. Beim Kaffeeklatsch beschließen wir, gemeinsam am nächsten Tag in Richtung Cafayate zu starten. Uneingeschüchtert vom Reifenmassaker in Bariloche buchen wir einen Mietwagen. Abends kommen wir mit der „Granny on Tour“ aus München ins Gespräch, die momentan auf Weltreise ist, und im „normalen“ Leben Reisegruppen mit ihrem Land Rover durch den Oman führt. Es stellt sich heraus, dass Vera die Reise der Granny bereits per Blog mitverfolgt hatte.

Um Punkt 9 Uhr stehen wir beim Vermieter auf der Matte und nehmen unseren Renault Sendero entgegen. Der Pfadfinder-erfahrene Morten lotst Henning trotz undefinierbarer Vorfahrtsregeln aus der Stadt, auch die entscheidende Abbiegung nach 25 Kilometern finden wir problemlos. Wir lassen das bebaute Umland Saltas hinter uns, die Strecke wird zur Scenic Route. Den ersten Stopp legen wir in der Heimat an, alte Bahngleise zeugen von der einstigen Hektik des heute beschaulichen „Alemanias“. Es folgt eine Tour entlang riesigen des Gebirgszuges Quebrada de Las Conchas, die Felsen nehmen rötliche Töne an. Man fühlt sich an US-Western erinnert. Wir kleben an den Scheiben, legen immer wieder Fotostopps ein. So auch an der „Gaganta del Diablo“, wo Morten und Henning hinein in den Teufelsschlund klettern und am Amfiteatro, wo wir uns Tortilla de Queso vom Ölfassgrill als Lunch gönnen. Gegen 13 Uhr kommen wir in unserem eigentlichen Ziel Cafayate an, merken aber schnell, dass das kleine Nest außer zahlreichen Bodegas nix zu bieten hat. Wir blicken auf die Landkarte und entscheiden uns spontan, weitere 50 Kilometer in Richtung Quilmes zu fahren. Aus einem Brauereibesuch dort wird zwar nichts (Heimatort des gleichnamigen argentinischen Biers ist Buenos Aires), dafür gibt es die Möglichkeit, Kulturpunkte in Form alter Inka-Ruinen zu sammeln. Von den Ruinas de Quilmes sind nur noch die Umrisse der einstigen „Metropole“ übrig, tausende riesiger Kakteen verleihen einen surrealen Überblick vom Hügel eines Berges. Auf dem Weg zurück zum Auto entdecken wir die ersten Lamas, die sich uns freundlich gesinnt präsentieren, auch wenn wir sie beim „Geschäft“ stören. Durch kleine Bäche geht es zurück nach Cafayate, wo wir bei der Bodega Nanni eine kurze Tour durch die Winzerei machen und anschließend für umgerechnet einen Euro vier Weine kosten. Da wir den Renault noch am selben Abend zurückbringen wollen, machen wir uns gegen 17 Uhr auf die Heimfahrt. Wir halten bei den Dünen Los Médanos (aufgrund knietiefen Matschs nicht zu erreichen) und den Las Ventanas. So langsam verschwindet die Sonne, zurück in den Vororten Saltas wird es nahezu unmöglich, die ohne Licht ausgestatteten Fahrradfahrer auf den Straßen zu erkennen. Diesmal kehren wir ohne Reifenpanne (LINK BARILOCHE) zurück und lassen den Abend bei unserem favorisierten Tropfen Malbec ausklingen.
Während Andrea und Morten sich am Mittwoch auf Reit-& Grilltour begeben, lassen wir uns gegen 7.30 von einem Minibus abholen. Unser Ziel heute: Cachi. Nach 10 Minuten Fahrt verkündet unser englischsprachiger Guide/Schauspieler, dass wir nun zum Koka-Kauf einkehren. Die beginnen wir nach 40 Kilometern zu kauen, damit wir den steilen, kurvigen Anstieg auf den 3347m hohen Piedra de Molino ohne Symptome der Höhenkrankheit überstehen. Wir saugen den bitteren Saft der zwischen Backe und Zähnen ruhenden Blätterbündel auf, während wir uns über die grünen Berge der Quebrada de Escoipe immer höher winden. Immer wieder springen wir für beeindruckende Ausblicke aus dem Bus. Bei jedem Hindernis in Form von unübersichtlichen Kurven, Steinrutschen oder holprigen Bächen sind wir erleichtert, dass wir heute nicht auf eigene Faust unterwegs sind, sondern Kitschrock-Fan und Vokuhila-Träger Matias unser Vehikel steuert. Die zwei Stunden Aufenthalt in Cachi nutzen wir zum Veggie-Burger-Lunch (natürlich selbstmitgebracht) auf dem Plaza und zu einem Spaziergang auf einem Hügel gelegenen Friedhof. Hier wird nicht in Reih und Glied beerdigt, wo Platz ist, wird gebuddelt, Steine und knallbunte Plastikblumen drauf – fertig! Dafür hat man die schneebedeckten Anden als Kulisse der letzten Ruhestätte. Den Rückweg verbringt der Großteil der bunt gemischten Truppe im Halbschlaf. Kurzer Schreckensmoment, als der Bus unvermittelt stehenbleibt und Matias andeutet, dass die Elektrik hinüber ist. Trotzdem rollen wir ohne Motorkraft weiter…und das bergauf! Unser Guide beginnt zu grinsen, und erklärt, dass diese Gegend von obskuren Magnetfeldern durchzogen ist, die diesen physikalischen Trick ermöglichen. Wir staunen, Mathias schmeißt den Bus wieder an.
Zurück im Hostel verbringen die Dänen und wir gemeinsam unseren letzten Abend in Argentinien mit Quilmes, Quilmes Stout und Rotwein, bevor wir uns morgens um 7 zu viert über einen kurzen Zwischenstopp in Chile in Richtung Bolivien begeben.

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