Unterwegs am Titicacasee in Bolivien

Titicacasee

Wir kommen zu Ostern (nicht nachgedacht!) im überfüllten Copacabana an und fliehen über den Titicacasee auf die Isla Del Sol. Unsere Tips fürs Reisen am Titicacasee in Bolivien.

She Took Him To The Lake

Isla del Sol & Copacabana – Titicacasee, Bolivien
23. – 27. April 2011

Mit froher Botschaft überrascht uns der Typ vom Hostel beim Frühstück: Er habe die Buscompany erreicht und wir hätten vier Sitze im Bus nach Copacabana am Titicacasee um acht, ein Taxi sei bestellt. Wir gucken auf die Uhr; sie zeigt 7.50 Uhr!!!! Mit einer Mischung aus Kopfschütteln und Grinsen beugen wir uns diesem Musterbeispiel an bolivianischer Logistik und schnappen unsere Taschen. 17 Minuten später sitzen wir tatsächlich im New Continent – Gefährt in Richtung Titicacasee.


Mittags müssen alle Passagiere aus- und auf kleine Boote umsteigen, um die Bucht nach San Pedro de Tiquina zu überqueren. Auf der anderen Seite warten wir, bis unser Bus (beinah nicht wiedererkannt) auf einer ächzenden Barke angeschippert kommt. Ein Passagier fehlt, was dem Personal anscheinend egal ist, die Fahrt geht weiter Richtung Copacabana, wo bei Ankunft die Hölle los ist. Zu den anstehenden Osterfeierlichkeiten pilgert ganz La Paz und Umgebung in das Städtchen an den Ufern des Titicacasees. Wir entdecken einen schweizer Weggefährten vom Death Road-Vortag der anstatt auf einem Mountainbike diesmal bei einem Polizei-Motorrad den Sozius mimt und auf der Suche nach den zwielichten Gestalten ist, die ihm seinen Rucksack unter den Fingern weggerissen haben. Wir flüchten spontan Titicacaseeund ergattern Tickets für die Fähre über den Titicacasee zur Isla del Sol.

Der Norden der Isla del Sol – Günstige Unterkünfte am Titicacasee

Im Schneckentempo tuckern wir auf dem heiligen See der Inka und entscheiden uns, am weniger touristischen Nordteil der Insel an Land zu gehen. Schnell finden wir in einer der simplen und spottbilligen (2€/Nacht) Herbergen Unterkunft und genießen halbkühle Paceña auf einem Steg. Da die Auswahl an Restaurants mit drei Etablissements, wovon eines nur ein Gericht anbietet, hier mehr als bescheiden ist, warten wir wohl oder übel mehr als eine Stunde, bevor der achtjährige Kellner, der uns am Nachmittag noch mit Wasserbomben bedrohte, Leckereien wie „Trout to the Garlic“ (Forelle an Knoblauchsauce) oder „Free Cubans“ (Cuba Libre) serviert. Google Translate ist wieder einmal voll am Start. Als die Hostelmama spätabends für peruanische Verhältnisse ziemlich aufegdonnert an unserer Tür klopt und uns zur lokalen Osterdanceparty entführen liegen wir schon unter unseren Bärchen-Decken. Was wir uns da entgehen lassen haben, werden wir wohl nie erfahren.

Titicacasee Ruinen Isla Del SolZum Frühstück entscheiden wir uns für Restaurant Nr. 2 von 3 und brechen danach zum kulturellen Spaziergang über die Insel auf. Im „Museum de Oro“ kriegen wir die volle geführte Tour (3 Minuten) und kraxeln 45 Minuten lang bergauf zu den Inca-Ruinen. Hoch über dem Titicacasee hatten die Inca-Kinder in ihrer Labyrinth-Stadt bestimmt jede Menge Spaß beim Versteckspielen. Vom Aussichtspunkt in Chincana, vorbei an der Geburtsstätte des Inca-Gottes Viracocha bis nach Yumani im südlichen Teil der Insel brauchen wir drei Titicacasee Isla Del SolStunden für die atem(be)raubenden elf Kilometer und zahlen zweimal Wegzoll an die lokalen Gemeinden. Da das in Yumani anlegende Touriboot an diesem Tag nicht weiter in den Norden fährt, müssen wir jede Menge Rucksacktouristen zusammentrommeln, um den Kutter eines lokalen Fischers für einen erschwinglichen Preis zu chartern. Abends gibt’s mangels Alternativen (die zahlreichen Restaurantschilder dienen allesamt nur als Dekoration) wieder obskure Gerichte vom kleinen Wasserbombenwerfer.

Copa Cabana – Sonnenuntergang mit Blick auf den Titicacasee

Da unsere Hostelmama bis kurz vor unserem mittäglichen Aufbruch nicht auftaucht, legen wir das Übernachtungsgeld aufs Bett. Zurück im diesmal menschenleeren post-österlichen Copacabana wird uns die Entscheidung, wohin es als Nächstes gehen soll, von wieder einmal streikenden Titicacasee Copacabanaperuanischen Grenzern abgenommen. Wir mieten uns im „Colonial del Lago“ (tolle Doppelzimmer für kleines Geld) ein, zum Sonnenuntergang erklimmen wir den Cerro Calvario mit seinen „Stations of the Cross“ und dem Blick über den Titicacasee. Abends erleben wir einen weiteren Höhepunkt bolivianischer Langsamkeit. Obwohl im Restaurant insgesamt nur acht Gäste anwesend sind, dauert es zwischen Bestellung und Servieren geschlagene anderthalb Stunden. Aber wir haben ja Zeit.

Nachdem es keinerlei News von der Streikfront gibt, nutzt Henning das WiFi des lokalen Cafés zum Arbeiten, nachtmittags stößt der Rest des Trupps hinzu, um das Aufeinandertreffen der Proletenstädte (CL-Hinspiel zwischen Schalke und ManU) dank des genialen südamerikanischen Senders FoxSports live zu verfolgen. Abends nehmen wir auf kleinen Schilfbooten Platz und werden von der überraschend guten, internationalen Küche (Veggie-Curry & Chilli) des eigentlich eher schergelig wirkenden Restaurants überrascht. Vorm zu Bett gehen deutet man an, dass unserer Weiterfahrt Richtung Peru am nächsten Tag nichts mehr im Wege stehen sollte.