Ushuaia – Das Ende der Welt – Ein Trip in die südlichste Stadt Argentiniens


Ushuaia in Feuerland ist die südlichste Stadt Argentinien und gilt als Ende der Welt. Wir fahren mit dem Boot durch den Beagle-Kanal, träumen vom Trip vom Ushuaia in die Antarktis und wandern im gigantischen Nationalpark Tierra del Fuego.

It’s The End Of The World As We Know It
Ushuaia, Argentinien // 26. Februar – 2. März 2011

Ushuaia Graffiti

Unsere Busfahrt ans Ende der Welt beginnt natürlich mit einer satten Verspätung. Super! Wenigstens verbringen wir sie mit einem Pärchen aus dem Ruhrgebiet. Wieder heißt unsere Buscompany Andesmar und wieder kommen wir in den Genuss von Bingo und den zum Teil undefinierbaren Snacks. Außerdem wird uns ein raubkopierter Hollywood-C-Movie um die Augen und Ohren gehauen. Immer wieder ein Vergnügen, wenn die Dinger springen und mitten im Film abgebrochen werden muss. Wie viele Filme wir eigentlich noch zu Ende gucken müssten… Die Nacht bricht an und das Baby zwei Reihen hinter uns beschließt, für die nächsten sechs Stunden keine Ruhe zu geben. Da nützen auch die besten und teuersten Liegesitze wenig. Geschlafen wird nicht allzu viel. Kurz nachdem das Baby endlich eingeschlafen ist, klingelt der Wecker des nun komatösen Vaters. Henning ist der Einzige im Bus, der sich traut, am gestressten Erzeuger zu rütteln. In Rio Gallegos wechseln wir den Bus und sind mit Tecno Austral und vielen Großfamilien unterwegs, die natürlich alle bei uns sitzen. Insgesamt vier Passkontrollen inklusive Gepäckcheck (bloß keine Früchte nach Chile einführen. Hauptsache, wir durften unsere Käsebrote behalten) später verabschieden vom hyperaktiven, einjährigen Justo per High-Five. Seine Eltern überlassen uns für die zeitweise Betreuung ihre Getränke. Ein letzter Buswechsel in Rio Grande steht an. Die nächsten vier Stunden kleben wir an der Fensterscheibe. Feuerland zeigt sich nun von der beeindruckendsten Seite. „Twin Peaks“ trifft auf „Into the Wild“. Der Sonnenuntergang tut sein Übriges. Endlich in Ushuaia angekommen, fahren wir mit dem Taxi zum österreichisch angehauchten „La Posta“-Hostel. Ein letztes Quilmes vonne Bude umme Ecke gibt uns nach 32 Stunden den Rest.

Das Ende der Welt begrüßt uns mit strahlendem Sommerwetter, allerdings auch mit einem dicken Schnupfen. Wir marschieren 35 Minuten in Richtung Stadtzentrum, amüsieren uns über WiFi-Schilder an Klettergerüsten. Wir besichtigen die Museen der Stadt (von außen), stoppen am local Supermarket und picknicken am Pier von Ushuaia. Neidisch blicken wir auf mehrere Schiffe, die sich in wenigen Stunden Richtung Antarktis machen werden. Auch wenn dieser Trip unfassbar sein soll, haben wir uns entschieden, ein wahnsinnig großzügiges Angebot aus der Heimat auszuschlagen. Feuerland und Ushuaia könnten uns nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Am frühen Nachmittag schauen wir bei der kleinsten Hütte der zahlreichen Touranbieter vorbei, da TANGO mit maximal 12 Leuten den Beagle-Kanal bereist. Auf dem großen Touri-Katamaran tummeln sich bis zu 80 Leute. Wir haben definitiv das bessere Boot erwischt, inklusive Guide Leo und dem Skipper sind wir zu acht. Während wir uns den kalten Wind Patagoniens an Deck um die Ohren wehen lassen, versorgt Leo uns mit Tee, Kakao und Kuchen. An unserem ersten Stop, der Isla de los Lobos (Insel der Seelöwen), tummeln sich eine gefühlte Million Vögel und die Namenspaten des Eilands. Danach geht’s zum Leuchtturm Faro Les Eclaireurs, einem Wahrzeichen Ushuaias. Der Skipper fährt uns direkt an die Klippen der nächstgelegenen Felsenformation, so dass wir die Bewohner besser sehen, hören und auch riechen können.

Zwei oder drei Seeelefanten haben sich hier mit ihrem riesigen Harem niedergelassen, es wird gebölkt, gestritten und für unsere Kameras gepost. Wir besuchen eine weitere Vogelkolonie, entkommen knapp einer Schissattacke. Während für den Pöbel auf dem Katamaran nun Schluss ist, ist es uns erlaubt, eine verlassene Insel im Kanal anzusteuern, sie zu erkunden und das Panorama auf Ushuaia zu genießen. Auf der Rückfahrt serviert uns Leo frisch gezapftes Beagle-Beer, während Bob Marley (mal wieder, kein Entkommen!!!) bei reggae-untypischem Wetter vom eisernen (See)löwen in Zion singt.

Vera spürt die Nachwirkungen von Orlandos Klimaanlagenfetischismus (s. Kapitel „Penguins & (No) Polarbears), wir legen einen Tag Ruhepause ein, beschränken unsere Aktivitäten in Ushuaia auf Postkarten- und Busticketshopping.

In Vorbereitung auf den anstehenden Trekkingmarathon der kommenden Station (Torres del Paine) erkunden wir den Nationalpark Tierra del Fuego. Erst stehen vier Stunden entlang der malerischen Seenlandschaft an, wir haben noch nicht genug und hängen weitere Kilometer Wald, Moor und Fluss dran. Abends belagern wir die Küche und brutzeln Verpflegung für die 16h-Tour Richtung Chile am nächsten Morgen.